Tierversuche sind seit vielen Jahren ein umstrittenes Thema, wobei ethische Bedenken hinsichtlich der Behandlung von Tieren in Forschungsumgebungen bestehen. Während Tierversuche zu erheblichen Fortschritten in Medizin und Wissenschaft beigetragen haben, wird zunehmend erkannt, dass die Verwendung von Tieren in der Forschung minimiert und, wann immer möglich, ganz unterbunden werden muss.

Glücklicherweise ist die Entwicklung künstlicher Haut-Gewebe-Äquivalente ein schnell voranschreitendes Gebiet mit tiefgreifenden Auswirkungen auf verschiedene Anwendungen in der Medizin und darüber hinaus. Ziel dieser künstlichen Hautmodelle ist es, die Struktur, Funktion und Eigenschaften natürlicher menschlicher Haut so genau wie möglich nachzubilden.

Die Struktur und Funktion der menschlichen Haut genau nachzuahmen, ist in der Tat eine komplexe Aufgabe. Diese „Hautäquivalente“ müssen nicht nur die äußerste Schicht (Epidermis) nachbilden, sondern auch die darunter liegende Dermis, einschließlich ihrer verschiedenen Zelltypen, extrazellulären Matrixkomponenten, Blutgefäße und Nervenenden.

Darüber hinaus müssen diese Modelle ähnliche Eigenschaften wie die menschliche Haut aufweisen, wie z. B. Absorptionsfähigkeit, Reizbarkeit, Elastizität, Festigkeit und die Fähigkeit, Wunden zu reparieren. Um all diese Eigenschaften zu erreichen, ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern erforderlich, die sich auf Zellbiologie, Tissue Engineering, Biomaterialien und mehr spezialisiert haben.

Trotz der Herausforderungen wurden jedoch erhebliche Fortschritte bei der Entwicklung von Hautäquivalenten erzielt, die der menschlichen Haut sehr ähnlich sind. Diese Modelle haben bereits in verschiedenen Bereichen Anwendung gefunden, darunter Arzneimitteltests, Kosmetikentwicklung und Wundheilungsforschung. Kontinuierliche Fortschritte in den Techniken des Bioingenieurwesens und der Materialwissenschaft dürften die Genauigkeit und Zuverlässigkeit künstlicher Hautmodelle weiter verbessern und sie zu unverzichtbaren Werkzeugen in der biomedizinischen Forschung und der klinischen Praxis machen.

Biotechnologisch hergestellte Haut und ihre zukünftigen Anwendungen

Biotechnologisch hergestellte Haut besteht aus einer äußeren Epidermisschicht und/oder einer Dermalschicht (der Hautschicht zwischen der Epidermis und dem Unterhautgewebe), die in eine azelluläre Matrix (eine Stützstruktur) eingebettet sind und einen biologischen Hautersatz bilden.

Durch die Kultivierung von Keratinozyten auf einem Hautersatz, der in einer extrazellulären Matrix eingebettete Fibroblasten enthält, können Forscher die Struktur und Funktion der menschlichen Haut besser nachahmen. Die Fibroblasten stellen die Hautschicht dar, bieten strukturelle Unterstützung und tragen zur extrazellulären Matrix bei, während die Keratinozyten die Epidermis bilden, die äußerste Schicht der Haut, die für Barrierefunktion und Schutz verantwortlich ist.

Wenn die Konstrukte Luft ausgesetzt werden, um die Zelldifferenzierung zu induzieren, wird ihre Ähnlichkeit mit natürlicher Haut weiter verstärkt, sodass Forscher Prozesse wie epidermale Differenzierung und Barrierebildung untersuchen können. Dieser Differenzierungsprozess dauert normalerweise 10 bis 14 Tage. Anschließend können die Konstrukte für die Durchführung verschiedener Tests weitere ein bis zwei Wochen in Kultur gehalten werden.

Diese Modelle bieten im Vergleich zu herkömmlichen 2D-Kulturen eine genauere Darstellung der menschlichen Haut und ermöglichen es Forschern, die Wirksamkeit und Sicherheit neuer kosmetischer Formulierungen besser zu beurteilen. Darüber hinaus machen sie ihre Reproduzierbarkeit und Übertragbarkeit auf den Menschen zu unschätzbaren Werkzeugen, die die Abhängigkeit von Tierversuchen verringern und gleichzeitig wertvolle Einblicke in zelluläre Interaktionen innerhalb gewebeähnlicher Strukturen liefern. Daher kommen 3D-Hautmodelle nicht nur der Kosmetikindustrie zugute, indem sie die Produktentwicklung erleichtern, sondern versprechen auch breitere Anwendungen in der medizinischen Forschung und tragen zu Fortschritten in der Dermatologie und darüber hinaus bei.

Tatsächlich spiegelt die Einreichung zahlreicher Hersteller von 3D-Hautmodellen beim Europäischen Zentrum zur Validierung alternativer Methoden (ECVAM) das wachsende Interesse und die wachsenden Investitionen in alternative Methoden für kosmetische Tests wider. ECVAM spielt eine entscheidende Rolle bei der Validierung dieser Modelle, um ihre Zuverlässigkeit, Relevanz und Anwendbarkeit für regulatorische Zwecke sicherzustellen.

Die Zulassung einiger kommerzieller Hautmodelle durch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unterstreicht deren Akzeptanz und Anerkennung auf internationaler Ebene zusätzlich. Die OECD-Validierung bedeutet, dass diese Modelle strenge wissenschaftliche Standards erfüllen und für kosmetische Risikobewertungen in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Anforderungen verwendet werden können.

Dieser Validierungs- und Genehmigungsprozess stärkt nicht nur das Vertrauen in die Verwendung von 3D-Hautmodellen, sondern fördert auch deren Einführung als praktikable Alternative zu herkömmlichen Tierversuchsmethoden. Durch die Erleichterung der Verwendung validierter Modelle tragen Regulierungsbehörden zur Weiterentwicklung humaner und wissenschaftlich fundierter Ansätze zur Sicherheitsbewertung von Kosmetika bei.

Letztendlich ebnen diese Fortschritte den Weg für die Entwicklung sichererer und wirksamerer Schönheits- und dermatologischer Produkte. Durch ein besseres Verständnis der Interaktion von Formulierungen mit der menschlichen Haut auf zellulärer Ebene können Forscher potenzielle Risiken identifizieren und Produktformulierungen optimieren, um die Sicherheit und Wirksamkeit zu erhöhen. Dies kommt nicht nur den Verbrauchern zugute, da ihnen Produkte angeboten werden, die besser auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind, sondern trägt auch zum allgemeinen Fortschritt der kosmetischen und dermatologischen Wissenschaft bei.